Eine autobiografische Abschiedsrede ist im Prinzip die individuellste Form der Rede, die bei der Beerdigung über den Verstorbenen gehalten wird, denn: der Mensch, von dem Abschied genommen wird, hat zu Lebzeiten den Inhalt und die Form seiner Rede mit mir besprochen.
Was sich für viele vielleicht erst einmal komisch anfühlt, weil verschiedene Gedanken aufkommen, wie: Gehört sich das so? Nimmt man den Angehörigen da nicht etwas weg? Warum sollte ich mir das antun, mich mit so etwas Traurigem, wie meinem Tod zu beschäftigen?, möchte ich heute die beide Seiten beleuchten und über Vor- und Nachteile sprechen.
Gehört sich das so?
Im Prinzip sollte sich diese Frage nur derjenige stellen, der in Erwägung zieht, eine autobiografische Abschiedsrede für sich halten zu lassen. Gehört sich das für MICH so? Ist es für MICH in Ordnung?
Mein Kunde muss für sich entscheiden, was zu ihm passt und inwiefern er in dieser Entscheidung die eventuellen Belange seiner Angehörigen berücksichtigen möchte. Auch obliegt ihm die Entscheidung, ob er Familie und Freunde in seine Entscheidung einbeziehen möchte, oder aber in einer Vollmacht beim Bestatter, im Testament etc. seinen Wunsch bezüglich seiner persönlichen Abschiedsrede und eventuell zusätzlich meinen Einsatz als Trauerrednerin hinterlegt. Wichtig ist, dies in irgendeiner Form festzuhalten, damit nichts gegen den Willen des Verstorbenen geschieht.
Die selbst mitgestaltete Rede wir auch häufig von Personen gewählt, die aus entzweiten Familien entstammen und sich so sicher sein dürfen, dass ihnen und ihrem Leben die letzten Worte gerecht werden.
Nimmt man den Angehörigen da nichts weg?
Das Gefühl kann tatsächlich bei manchen Angehörigen entstehen. Schnell ist dieses Gefühl aber aus dem Weg geräumt, wenn ich erkläre, dass der Verstorbene z.B. die autobiografische Rede als Möglichkeit gewählt hat, sich auf besondere Art und Weise zu verabschieden, die Familie entlasten wollte, oder ihm vielleicht schon wie im Leben wichtig war, das „Ruder nicht aus der Hand zu geben“.
Da es aber bei jeder Vorbereitung einer Beerdigung viele verschiedene Posten gibt, die erledigt werden müssen, ist es den Angehörigen möglich, darüber tätig zu werden.
Zudem können wir Rituale einbauen, zu denen die Trauergesellschaft eingeladen werden kann und somit Bestandteil der Zeremonie ist.
Warum sollte ich mir so etwas antun, mich mit so etwas Traurigem wie meinem Tod zu beschäftigen?
Zu allererst: Niemand muss sich mit seinem eigenen Tod beschäftigen.
Ich glaube aber, dass dies kaum zu verhindern ist und die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit auch Vorteile mit sich bringt, die man vielleicht im ersten Moment übersieht.
Wir werden immer wieder mit dem Tod konfrontiert – von klein auf. Der kleine tote Vogel, der von Kindern gefunden wird, das Haustier, das eingeschläfert werden muss, Oma und Opa die sterben – häufig sind dies die ersten Erlebnisse, die Kindern zeigt: Wer lebt, der stirbt auch irgendwann.
Anfangs ist ihnen nicht wirklich bewusst, dass das auch auf sie zutrifft, aber je älter wir werden, desto klarer wird uns: es kann jeden Tag vorbei sein!
Auf der einen Seite ist dies beängstigend, auf der anderen Seite ermöglicht uns dieses Bewusstsein aber auch die Ausrichtung unserer Selbst auf ein individuelles Leben. Und genau hier schließt sich dann der Kreis, der uns zurück zur autobiografischen Trauerrede führt: Dieses einzigartige besondere Leben, dass man gelebt hat, sollte zum Ende hin noch einmal gewürdigt werden. Nur wir selbst wissen, was die Höhepunkte unseres Lebens waren, was wir als wertvolle Lektion mit nehmen konnten, was uns fast in die Knie gezwungen hat und – ganz wichtig – was wir zum Ende unseres Lebens mit den Hinterbliebenen teilen wollen.
Die autobiografische Trauerrede ermöglicht uns genau das: Ein nochmal Reisen durch die Vergangenheit, ein eintauchen in die Erlebnisse, eine Wahl, was besonders wichtig war, ein Abschied, der zugeschnitten ist auf die Person, die Abschied vom Leben nimmt.
Ich würde mich sehr freuen, diesen Prozess mit ihnen gemeinsam zu durchlaufen. Bezüglich der geteilten Informationen herrscht für mich absolute Schweigepflicht. Es werden nur die Informationen frei gegeben und in der Rede verwendet, die sie authorisieren.
Bei Fragen bin ich jederzeit über das Kontaktformular, per Anruf oder WhatsApp erreichbar.